Unser Wahlprogramm

Grünes Licht für Veränderung!

Eine  Universität, welche mit dem Motto „Zukunft seit 1368” wirbt, muss auch ihren Teil zu einer nachhaltigen und damit zukunftsfähigen Welt beitragen. Sowohl als Arbeitgeberin als auch als Bildungsinstitution und Akteurin in Gesellschaft und Stadt sollte sie sich zum Handeln verpflichtet fühlen. 

Wir als Grüne Hochschulgruppe setzen uns sowohl im Studierendenrat als auch im Senat der Universität Heidelberg für eine freie, faire und nachhaltige Universität ein. In der Vergangenheit habt ihr uns dafür viel Vertrauen entgegengebracht. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, wichtige Veränderungen in Universtität und Verfasster Studierendenschaft anzustoßen. So haben wir uns in der vergangenen Legislatur im Senat für korrekt gegenderte Satzungen eingesetzt und versucht, einen weiteren Platz für die Studierenden sowie öffentliche Sitzungen im Senat zu erreichen. Durch Anträge im StuRa haben wir unter anderem eine Verbesserung des Datenschutzes auf Moodle erreicht. Durch die Beschlüsse der Corona-Sondersitzung des StuRa zu den Themen HeiConf, Mensaessen in der Pandemie und Corona-Freischuss haben wir als GHG eine klare und öffentliche Positionierung der Verfassten Studierendenschaft erreicht.

Nichtsdestotrotz bleibt noch viel zu tun. Veränderungen im universitären Kontext sind leider schwerfällig und benötigen Zeit. Zudem hat die Corona-Krise weitere Missstände und neue Probleme zu Tage gebracht. Deshalb wollen wir uns auch in der kommenden Legislaturperiode für die Studierendenschaft stark machen und uns für eine freie, faire und nachhaltige Universität einsetzen.

Moderne Lehre durch Digitalisierung!

Die  einzige Möglichkeit, eine zukunftsfähige Universität im 21. Jahrhundert zu leiten, ist nachhaltig auf allen Ebenen zu handeln und die gezielte Digitalisierung zur Ressourcenschonung in allen Universitätsstrukturen voranzutreiben. Trotz aller Widrigkeiten bei der Umsetzung wurden durch die Umstellung auf digitale Lehre in der Corona-Krise große Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht. So wurde zum Beispiel offensichtlich, dass es zwar einige Mühe kostet, Vorlesungen aufzunehmen, es aber definitiv gut möglich ist.

Generell erachten wir Präsenzlehre als essentiell für eine erfolgreiche Studienzeit. Aber auch digitale Lehre bringt viele Vorteile mit sich, die nicht unbeachtet bleiben dürfen, und auch in der Zukunft in zusätzlichen digitalen oder hybriden Formaten genutzt werden sollen. Deshalb treten wir auch weiter dafür ein, dass Videomitschnitte* aller Vorlesungen zusätzlich zu Präsentationen und Skripten, auf Moodle hochgeladen werden. So lassen sich verpasste Vorlesungen nachholen, was vor allem für Studierende mit Kindern oder Job eine dringend nötige Entlastung darstellen kann. Auch die Wiederholung und Aufbereitung des Lernstoffes vor den Klausuren fällt dadurch  leichter. So kommen wir einer inklusiven und fairen Universität für alle Studierenden ein gutes Stück näher.
Die Erfahrungen des WiSe 21/22 und des SoSe 22 haben schließlich gezeigt, dass auch hybride Lehre immer besser und unkomplizierter möglich ist. Dies ermöglicht eine flexiblere Teilnahme an wichtigen Veranstaltungen, sodass wir auch hierfür eintreten werden.

* Reine Audioaufnahmen sind für Menschen mit Hörbehinderung nicht zugänglich

„Nicht ohne meinen Datenschutz!“ 

In den vergangenen digitalen und hybriden Semestern wurden viele neue Formate ausprobiert. Bei all diesem Fortschritt im Bereich der digitalen Lehre darf jedoch auch der Datenschutz nicht außen vor bleiben. Sowohl das Design der digitalen Formate, als auch der Umgang von Dozierenden mit schützenswerten privaten Informationen, sind vielfach verbesserungswürdig.

Um hier effektiveren Datenschutz zu erreichen, sind wir mit Datenschutzexperten im Austausch und sprechen Fehlverhalten explizit an. So wollen wir die Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen gewährleisten.

Mentale Gesundheit von Studierenden – mehr Unterstützung und Aufklärung!

Die mentale Gesundheit der Studierenden hat in der Vergangenheit generell zu wenig Beachtung gefunden. Die hieraus resultierenden Probleme haben sich in der Corona-Krise nochmals verstärkt. Die psychischen Folgen der Pandemie auf Studierende sind nicht zu übersehen. Ein adäquater Umgang mit psychischen Problemen fehlt, wie wir leider feststellen mussten, im öffentlichen Diskurs weithin. Dies schlägt sich auch in den professionellen Unterstützungs- und Beratungsangeboten nieder. So kämpfen Studierende mit erheblichen Wartezeiten bei universitären Angeboten wie der Psychosozialen Beratung für Studierende.

Um die Situation für Studierende verbessern zu können, arbeiten wir derzeit an einer Bestandsaufnahme von Unterstützungs- und Beratungsangeboten an Hochschulen und Universitäten in Baden-Württemberg. Darauf aufbauend entwickeln wir dann spezifische und passgenaue Forderungen an Universität und Politik.

Diversität an der Universität!

An der Universität darf niemand aufgrund von Geschlecht, Alter, Religion, sozialem Status, körperlichen Beeinträchtigungen, Hautfarbe oder anderem diskriminiert werden! Wir unterstützen deshalb Frauen*förderungsmaßnahmen, wie das Nachrekrutierungsverfahren bei der Besetzung von Professuren und generell die Förderung von Frauen* in der Forschung. Auch weitere Antidiskriminierungsmaßnahmen an der Universität halten wir für notwendig. Bspw. sollte es für trans* Studierende auch schon mit dem  DGTI-Ergänzungsausweis möglich sein, die universitären Formulare richtig auszufüllen. 

Um eine Diskriminierung Studierender nicht-binären Geschlechts zu vermeiden, ist außerdem die Einrichtung von geschlechterneutraler Toiletten in den Gebäuden der Universität zu unterstützen. 

Auch die Barrierefreiheit muss gewährleistet sein – sowohl für die Toiletten, als auch für Vorlesungen sollten Studierende mit körperlichen Einschränkungen weiterhin darin unterstützt werden, ihr Studium möglichst problemlos abzuschließen. Obzwar die Universität daran arbeitet, die Gebäude für Gehbeeinträchtigte barrierefrei zu machen, ist noch nichts für Hör- und Sehbeeinträchtrigte in Arbeit.

Um allen ein flexibles Studium möglichst unabhängig von ihrer sozialen Herkunft zu ermöglichen, stellen wir uns zudem geschlossen gegen jegliche Formen von Studiengebühren, wie den im Wintersemester 2017/18 eingeführten Studiengebühren für ein Zweitstudium. Die Hochschulfinanzierung muss durch Haushaltsmittel langfristig sichergestellt und nicht auf Studierende verlagert werden. Die Wiedereinführung von Studiengebühren dieser Form öffnet die Tür für die Wiedereinführung von allgemeinen Studiengebühren. Eine Tür, die verschlossen bleiben muss! 

Europäische Chancen nutzen!

Als Studierende in einem zunehmend internationalisierten Kontext sprechen wir uns klar für einen europäisch geprägten und gedachten Studienalltag aus. Internationale Kontakte, welche insbesondere durch Studienaustauschprogramme gefördert werden, tragen maßgeblich dazu bei, kulturelle Vielfalt unter den Studierenden auszubauen und die europäische Integration voranzutreiben. Die GHG pflegt daher aus Überzeugung Beziehungen zu studentischen Initiativen in ganz Europa.

Es ist daher zu begrüßen, allen Studierenden im Rahmen ihres Studienverlaufes die Möglichkeit zu bieten, an internationalen Austauschprogrammen teilzunehmen. Zu häufig wird diese Option jedoch noch durch finanzielle oder formelle Hürden einzelnen Studierenden verwehrt. Die Universität fordern wir dazu auf, wo immer möglich bürokratische Hürden bei der Mittelvergabe von Stipendien wie Erasmus+ abzubauen. Insbesondere in Studiengängen mit dem Studienziel des Staatsexamens muss die Anerkennung von ausländischen Studieninhalten noch weiter vorangetrieben werden.

Sehr zu unserer Freude organisiert sich die Universität Heidelberg bereits im Rahmen der 4EU+ Alliance gemeinsam mit 5 weiteren europäischen Hochschulen. Studierenden wird dadurch zwar die Möglichkeit eröffnet, an ausgewählten hochschulübergreifenden Veranstaltungen teilzunehmen, allerdings ist es studentischen Initiativen bislang verwehrt, eigene Projekte ohne die Aufsicht durch zuständiges Lehrpersonal umzusetzen. So scheiterte eine durch die GHG zusammen mit anderen europäischen Studierenden geplante Summer School leider an der mangelnden Unterstützung durch die zuständigen Hochschulgremien. Gerade um auch niedrigschwellige Angebote wie beispielsweise kurze Auslandsaufenthalte zu einer gelebten Praxis werden zu lassen, ist der Rückhalt durch die Universität jedoch unabdingbar.

Solidarität fordern wir auch für die vielen internationalen Studierenden, die jedes Semester in Heidelberg bei uns studieren und mit ihrem persönlichen Hintergrund das Studium bereichern. Studiengebühren für ausländische Studierende bewirken allerdings das Gegenteil und gefährden den internationalen Studienstandort Heidelberg. Deshalb fordern wir die Universitätsleitung auf, gegenüber dem Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst auf die Abschaffung der Studiengebühren hinzuwirken.
Schließlich halten wir es für unerlässlich, dass die Kommunikation der Universität mit den Studierenden auf Deutsch und Englisch stattfindet. Nur so können alle Universitätsmitglieder in den universitären Alltag eingebunden und in Gefahrensituationen rechtzeitig informiert werden.

Nachhaltige Mobilität für Heidelberg!

Heidelberg steht vor einem schwerwiegenden Mobilitätsproblem. Die Planungen der  vergangenen Jahrzehnte („autogerechte Stadt“), das Ausbleiben von Gegenmaßnahmen (Förderung eines leistungsstarken ÖPNV) sowie die Schaffung falscher Anreize (immer mehr Parkhäuser auf dem Campus Im Neuenheimer Feld) in der Verkehrspolitik führen an einzelnen Orten in Heidelberg beinahe täglich zum Verkehrskollaps. 

Stattdessen sollten Möglichkeiten autofreier Mobilität, insbesondere mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV, attraktiver gemacht werden. Daher unterstützt die Grüne Hochschulgruppe die Kooperation der Verfassten Studierendenschaft mit vrn für ein landesweites Semesterticket mit Feierabend- und Wochenendsregelung.

Zuverlässigstes und schnellstes Verkehrsmittel ist in Heidelberg das Fahrrad – dennoch bleiben Studierende im Verkehr stecken und verpassen ihre universitären  Veranstaltungen, insbesondere wenn sie zwischen den Campus wechseln  müssen.  Als Fahrradfahrer*in bekommt man in  Heidelberg schnell das Gefühl, ungeliebte*r Verkehrsteilnehmer*in zu sein: Zu schmale Radwege, umständliche Wegführungen und etliche Gefahrenstellen, unverständliche Beschilderungen und das ständige Zuparken durch Autofahrer*innen machen das Radfahren zur gefährlichen Herausforderung. 

Wir fordern einen Ausbau der Radinfrastruktur nach dem Vorbild Kopenhagens und Amsterdams mit breiten Radwegen sowie Radschnellwegen als Expressverbindung. Auch ausreichende und sichere Stellplätze für Fahrräder an den verschiedenen Universitätsstandorten werden dringend benötigt! 

Außerdem unterstützt die Grüne Hochschulgruppe die Zusammenarbeit der Verfassten Studierendenschaft mit vrn-nextbike weiterhin, um allen Studierenden eine flexible Fahrradnutzung zu ermöglichen.

Für ökologische Angebote in den Heidelberger Mensen! 

Als Grüne Hochschulgruppe liegt uns dieses Thema besonders am Herzen – schließlich haben unsere Ernährungsgewohnheiten weitreichende Auswirkungen auf den Klimaschutz, aber auch die Gesundheit der*des Einzelnen. Es ist wichtig, dass dauerhaft gute, abwechslungsreich, vegetarische und vegane Gerichte in allen Mensen angeboten werden.

Zwar ist es mit etwas Geschick durchaus möglich, sich am Buffet eine vegane Mahlzeit zusammenzustellen, doch dies ermutigt nicht gerade zu einer regelmäßigen veganen Ernährung. Besonders der finanzielle Aspekt schränkt die Attraktivität des teureren Buffet-Essens ein. Daher fordern wir mehr und abwechslungsreichere vegane Angebote im Tagesmenü! Wir fordern zudem, das tägliche Fleischangebot insgesamt zu reduzieren, um sowohl die Qualität des Angebots zu erhöhen als auch Kapazitäten zum Ausbau des Beilagen- und Gemüseangebotes zu schaffen und das Bewusstsein für nachhaltige Ernährung zu erweitern.

Selbstverständlich soll der Konsum von Fleisch und Fisch nicht verboten werden. Wir fordern ein ausgewogenes Angebot aus artgerechter Tierhaltung aus der Region. Davon profitieren Umwelt, nachhaltig wirtschaftende Landwirte und auch unsere Gesundheit. Folglich sollten regionale, saisonale und ökologisch produzierte Lebensmittel das Essensangebot der Mensen bestimmen. Ein einzelnes saisonales Produkt darf aber nicht dafür sorgen, dass das restliche Gemüse- und Beilagenangebot zusammenschrumpft. Mehr Mut beim Ausprobieren! 

Schließlich treten wir für eine gesteigerte Transparenz des Studierendenwerkes bei den Herkunftsangaben des Essens ein. Nur wer weiß, wo das Essen herkommt, kann eine fundierte Entscheidung treffen.

Weniger Müll an der Uni!

Riesige Plastikmüllstrudel sammeln sich in den Weltmeeren, die Erde droht im Müll zu ersticken. Auch die Universität produziert täglich Unmengen an unnötigem Abfall. Dabei ließe sich das bereits mit einfachen Maßnahmen verhindern: Mehrwegbecher, gezielte Digitalisierung im Bereich der Lehre und Verwaltung, aktive Mülltrennung und Recycling, etc. 

Wir fordern, dass universitäre und hochschulnahe Einrichtungen den Einsatz von Einwegmaterialien drastisch reduzieren: Die Plastikschalen zur Essensmitnahme in den Mensen können z.B. durch Mehrwegprodukte ersetzt werden, wie es – auf unsere Initiative hin – bereits mit Getränkebechern vom Studierendenwerk erfolgreich umgesetzt wurde. Als Anreiz für die Nutzung von Mehrwegbehältern könnte ein Rabatt angeboten werden. 

Auch anfallender Papiermüll im Lehrbetrieb kann deutlich reduziert werden, wie die aktuellen Digitalsemester bewiesen haben. Jetzt muss dafür gesorgt werden, dass das aktuelle digitale Angebot nach Aufhebung der Beschränkungen nicht wieder verloren geht.

Neben der Vermeidung von Müll ist es natürlich essentiell den unvermeidlichen Rest korrekt zu trennen. Die Universität muss anfangen, (auch) Biomüll zu sammeln und diesen auf angelegten Kompostierflächen zu entsorgen. Der Kompost kann dann beispielsweise an den von Studierenden bewirtschafteten URRmEL Garten gegeben werden. So ließe sich der Kreislauf schließen. Wir treten also dafür ein, dass im Uni-Alltag sowohl deutlich weniger Müll produziert wird, als auch dass dieser dann weitestgehend recycelt und kompostiert wird.