Programm

für die Senatswahl am 16. Juni 2009

Studienbedingungen

In den letzten Monaten formiert sich in Heidelberg von verschiedenen Seiten immer stärkerer Widerstand gegen die gravierenden Mängel in der Lehre, die fast überall zu finden sind. Wir unterstützen dieses kritische Hinterfragen und das Um- und Neudenken hinsichtlich Bildungspolitik und Studienbedingungen.

Nach außen hin gibt sich die Uni Heidelberg gerne glanzvoll und „exzellent“, doch niemand würde auch nur im Entferntesten an „Elite“ denken

  • wenn Bachelorkonzepte fast ausschließlich arbeitsmarktorientiert entwickelt werden, ein starres, verschultes Korsett vorgeben, Kreativität verkümmern lassen und in vielen Fällen auf Grund undurchdachter Studienpläne praktisch nicht studierbar sind; darüber hinaus nicht für alle BachelorabsolventInnen ein Masterplatz vorhanden ist.
  • wenn nicht genügend DozentInnen für Lehre oder Prüfung zur Verfügung stehen – jüngst eindrucksvoll am Romanischen Seminar zu erleben, aber auch an vielen anderen Instituten ein Problem.
  • wenn Auswahlverfahren und nicht mehr das Abitur (oder vergleichbare Abschlüsse) über die Hochschulzugangsberechtigung entscheiden.
  • wenn den Studierenden und DozentInnen des Campus Bergheim der Zugang zu Büchern fast unmöglich gemacht wird, da alle Bücher ausgeliehen werden dürfen und es zu unzähligen Vormerkungen kommt, weil es so gut wie keine grundlegenden Präsenzexemplare gibt.

Das waren nur 4 Beispiele, schon diese zeigen aber, wie vielfältig die Punkte sind, an denen angesetzt werden muss. In den Gremien wollen wir konkret Einfluss nehmen auf die Zulassungsverfahren für Masterstudiengänge sowie für die Reformierung der Bachelorstudiengänge eintreten. Keinesfalls fordern wir die Abschaffung des Bachelors, sondern endlich die Umsetzung der im Bologna-Prozess festgelegten Ziele – die Förderung von Mobilität, der europäischen Zusammenarbeit bei der Qualitätsentwicklung sowie die Verbesserung der Anerkennung von Abschlüssen und Studienleistungen. Aber auch durch die Initiierung von oder Teilnahme an Veranstaltungen wollen wir weiterhin auf Missstände hinweise und diese bekämpfen.

Studiengebühren

Die Grüne Hochschulgruppe lehnt Studiengebühren weiterhin entschieden ab.

Zum einen sind Studiengebühren sozial ungerecht, da sie die soziale Selektivität des Bildungssystems noch weiter erhöhen. Für viele potentielle Studierende aus einkommensschwachen Familien wird ein Studium durch Gebühren unbezahlbar. Der Anteil von AbiturientInnen, die ein Hochschulstudium aufnehmen, ist in Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Staaten jetzt schon gering, dieser Trend wird durch Studiengebühren weiter verstärkt.

Zum anderen sind Studiengebühren ökonomisch unsinnig, da sie dem Ziel, den Anteil hochqualifizierter junger Menschen drastisch zu steigern, entgegenwirken. Indem sie potentielle Studierende von einem Hochschulstudium abhalten. Wir fordern daher insbesondere die Politik auf, Bildung endlich ernst zu nehmen. Die finanziellen Anstrengungen, neue Studienplätze zu schaffen, müssen massiv gesteigert werden, nur so kann mehr jungen Menschen ein Studienplatz bereit gestellt werden.

Solange es in Baden-Württemberg allerdings noch Studiengebühren gibt, werden wir uns an deren Verwendung konstruktiv beteiligen. In den Gremien der Universität haben sich die VertreterInnen der GHG konsequent gegen die Finanzierung von Baumaßnahmen ausgesprochen. Eine Finanzierung von dauerhaften Personalstellen, insbesondere die Finanzierung von beamteten ProfessorInnen aus Studiengebühren, lehnen wir ab, da dies die Kernbereiche der staatlichen Hochschulfinanzierung berührt und das Land sich nicht aus seiner finanziellen Verantwortung zurückziehen darf.

Demokratie

Verfasste Studierendenschaft

Was andere Studis in ganz Deutschland schaffen, das können wir in Heidelberg schon lange: Konstruktiv in der Unipolitik mitmischen. Mit eigenem Budget und selbstgewählter Form. Und dabei unabhängig von DozentInnen und dem Rektorat.
Was hält uns also noch ab?
In BaWü darf sich der AStA nur um die sportlichen, musischen und kulturellen Bedürfnisse der Studis sorgen. Nichts weiter. Und das auch noch unter Aufsicht und nur mit Zustimmung des Rektorats. Alle politischen Äußerungen, und auch zu Themen, die eigentlich jede und jeden von uns direkt betreffen – Semester­ticket, Studiengebühren, Mensaessen, Unisanierung, Trans­parenz der Univerwaltung, Budgetpläne und vieles weitere – sind absolutes Tabu. Wir sind der Meinung: Eine solche Beschneidung der Mit­be­stim­mung geht nicht! Was wäre die Uni ohne Studis?!

Der U-AStA – ein kleiner Schritt in die richtige Richtung

Abwarten und Teetrinken ist trotzdem nicht. Obwohl wir wegen der Hochschulgesetzgebung des Landes keinen AStA bilden können, der sich politisch äußern darf, gibt es einen Notbehelf: den U-AStA. Die an vielen anderen Hochschulen in BaWü praktizierte Idee ist, ein Forum zu schaffen, das die Studierenden vertritt und das sich hochschulpolitisch äußern darf. Der U-AStA kann das, weil er ein unabhängiges Gremium ist. Dies wurde bisher von der FSK verhindert, die ihre Mehrheit im AStA dazu nutzt, diesen schlichtweg nicht einzuberufen, dann aber statt einen U-AStA sich selbst als Entscheiderin einsetzt und sich nicht um das Ergebnis Eurer Wahl kümmert – die demokratisch gewählten politischen Hochschulgruppen bleiben außen vor. Dieses Heidelberger System muss sich schleunigst ändern!

Ökologie

Auch die Uni Heidelberg kann sich ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt nicht entziehen. Nachhaltiges Denken und Handeln muss gegenüber kurzfristigem Profitstreben in den Vordergrund gerückt werden.
Wir sehen einen enormen Handlungsbedarf, und es gibt auch viele Möglichkeiten, die Hochschule umweltverträglicher zu gestalten. Wie schon jetzt z.B. die Uni Tübingen könnte sich auch die Uni Heidelberg als fortschrittlich in Umweltbelangen auszeichnen.

In ökologischen Fragen stehen wir für

  • ein ökologisches Bewusstsein, das sich auch in der Lehre widerspiegelt. Wir sind der Meinung, dass in der heutigen Zeit Bildung nicht mehr ohne Aufklärung über nachhaltige Entwicklung stattfinden kann. Dabei kommt der Uni eine zentrale Rolle zu.
  • mehr Bio in den Mensen. Konkret fordern wir ein reines Bio-Menü in den Mensen des Studentenwerks. Dafür haben wir im Sommersemester 2009 1125 Unterschriften von Studierenden gesammelt. Durch diese große Resonanz fühlen wir uns darin bestätigt, gegenüber dem Studentenwerk weiterhin auf die Umsetzung unserer Forderungen zu pochen.
  • einen nachhaltigen und effizienten Umgang mit Energie. Der Einsatz erneuerbarer Energien, wie z.B. durch die Installation von Solaranlagen auf hierfür geeigneten Dächern der Uni-Gebäude, muss an der Uni Heidelberg selbstverständlich werden. Außerdem kann durch Wärmeschutzdämmung und einem schonenden Umgang mit Ressourcen (Wasser, Strom, Gas …) ökologisch und ökonomisch sinnvoll gewirtschaftet werden.
  • die Verwendung von umweltverträglichem Recyclingpapier in allen uni-eigenen Druckern und Kopierern. Darin sehen wir nicht nur einen klaren ökologischen Vorteil, sondern auch erhebliches Einsparpotential an finanziellen Mitteln.

Semesterticket

Die Preissteigerungen für das Semesterticket in den letzten Jahren sind aus Sicht der Grünen Hochschulgruppe nicht tragbar. Den Studierenden muss ein bezahlbarer öffentlicher Nahverkehr zur Verfügung stehen. Wir fordern eine Senkung des Preise auf ein sozialverträgliches Niveau.

Das Semesterticket muss wieder auf seine ursprüngliche Funktion, Mobilität unmittelbar am Studienort sicherzustellen, reduziert werden. Wir bevorzugen das so genannte „kleine Semesterticket“: der Geltungsbereich sollte folglich auf Heidelberg und Mannheim begrenzt werden. Wünschenswert wäre auch eine Taktverdichtung auf in den Abendstunden wenig befahrenen Strecken und ein Ausbau des Nachtbusverkehrs. Falls durch eine ausschließliche Finanzierung des Semestertickets durch den Sockelbeitrag der Preis für ein „Kleines Semesterticket“ erheblich abgesenkt würde, sieht die Grüne Hochschulgruppe dies als vertretbare Option an, um ein bezahlbares Semesterticket für alle Studierenden gewährleisten zu können.

Das große Verbundgebiet wird nur von wenigen Studierenden genutzt, dient aber dem VRN als Rechtfertigung für das hohe Preisniveau. Insbesondere kritisieren wir auch die Informationspolitik des Verkehrsverbundes: Er stellt dem Studentenwerk und den StudierendenvertreterInnen keine vernünftige Datenbasis zur Verfügung, um die Preisverhandlungen mit dem Verbund auf gleicher Augenhöhe führen zu können.

Hier sind auch die beteiligten Kommunen gefordert, Druck auf den Verkehrsverbund auszuüben, damit studentische Interessen endlich ernst genommen werden.

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